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Von: Karolin Stevelmans
Fleischersatzprodukte sind bei den einen beliebt, bei anderen eher weniger. Ein Ernährungsmediziner warnt Verbraucher inständig vor dem Verzehr.
Dortmund – Ein Veggie-Schnitzel kann mittlerweile auch viele Fleischesser überzeugen. Immerhin entwickeln die Lebensmittel-Hersteller wie Rügenwalder Mühle, Garden Gourmet oder Beyond Meat ihre veganen Alternativen stetig weiter. Aber wie gesund sind Fleischersatzprodukte eigentlich? Der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl warnt Verbraucher im Gespräch mit RUHR24 vor dem Verzehr der pflanzlichen Ersatzprodukte.
Mediziner hält diese Lebensmittel im Supermarkt für „Astronauten-Kost“
Aber warum mahnt der Mediziner zur Vorsicht? Dafür sollten Verbraucher wissen, was in den Produkten eigentlich drin steckt. Die meisten Fleisch-Alternativen werden auf Basis von Eiweiß hergestellt. Dafür werden unter anderem Tofu, Soja, Hülsenfrüchte, Schimmelpilze, Jackfrucht oder Milch verwendet.
Das Bundeszentrum für Ernährung erklärt: „Fleischalternativen aus pflanzlichen Zutaten sind im besten Fall wenig verarbeitet. Ein hoher Verarbeitungsgrad und Zusatzstoffe in den Lebensmitteln sind dagegen kritisch zu bewerten.“ Diese These führt bereits zu den Argumenten von Ernährungsmediziner Dr. Riedl. Er ist ärztlicher Direktor vom Medicum Hamburg, Europas größtes Zentrum für Ernährungsmedizin und Diabetologie, und Vorstandsmitglied des Bundes deutscher Ernährungsmediziner.
Fleischersatzprodukte nur „Astronauten-Kost“: Arzt warnt vor Inhaltsstoffen
„Es geht darum, dass ja gar nicht die Erbse und die Soja-[Bohne] verarbeitet wird, sondern nur das Erbsenprotein oder Sojaprotein.“ führt er gegenüber RUHR24 aus. „Wir haben es gar nicht mit Soja und mit [der] Erbse zu tun, sondern nur mit dem isolierten Eiweiß.“
Laut Riedl handele es sich also nicht um ein Gemüse im klassischen Sinne, wie oft fälschlicherweise angenommen werde. Vielmehr bestehen die Produkte aus einem Gemüse-Nährstoff, den man herausgeholt hat – übrig bleibe als Substanz nur das Protein. „Das ist kein Lebensmittel, das ist Astronauten-Kost mit Protein.“
„Wie gesund ist das?“, stellt der Mediziner rhetorisch infrage. Dieses isolierte Proteinpulver werde dann mit Wasser, Carrageen und „Kleister“ zusammengemischt. Für den Geschmack kommen künstliche Aromen, Farbstoffe und „sehr viel Salz“ hinzu. Welche gesundheitlichen Bedenken gibt es also hinsichtlich der Inhaltsstoffe?
Fleischersatzprodukte „machen uns krank“: Mediziner rät dringend vom Verzehr ab
Bei der Weiterverarbeitung des Proteins bestehe das Risiko der Verunreinigung durch Mineralöl. Hochverarbeitete Lebensmittel stehen häufig in der Kritik, gesundheitsschädliche Mineralöl-Rückstände aufzuweisen.
Öko-Text sieht das häufig eingesetzte Verdickungsmittel Carrageen zudem schon lange kritisch. „Der aus Rotalgen gewonnene Stoff stehtin Verdacht, Entzündungen im Darm auszulösenund ist deshalb umstritten“, so das Verbraucher-Magazin (mehr zu Supermärkte und Discounter bei RUHR24).
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Im Marktcheck der Verbraucherzentrale Niedersachsen konnten in 31 Veggie-Artikeln weitere Zusatzstoffe wie Stabilisatoren gefunden werden. Das Urteil der Verbraucherschützer: „Ganz ohne Lebensmittelzusatzstoffe kommen nur wenige Hersteller aus.“ Alarmierend für den Ernährungsmediziner.
Er kommt zu folgendem Fazit: „Wir empfehlen sie nicht zum Essen, nicht mal zum ab und zu essen, weil sie hochverarbeitete Produkte sind.“ Studien belegen laut Riedl schon seit Jahren, „diese Produkte [...] machen uns krank. Je mehr, desto kränker.“
Sind Fleischersatzprodukte eine Gesundheitsgefahr? Mediziner warnt vor Krankheiten
Gemäß dem Arzt erhöhe ein regelmäßiger Verzehr von hochverarbeiteten Fleischersatzprodukten die gesundheitlichen Risiken für Schwangerschaftskomplikationen, Krebs, Schlaganfälle und Herzinfarkte. Krankheiten wie Diabetes und Übergewicht könnten ebenfalls auftreten.
Trotz zweifelhafter Zusammensetzung der Fleischersatzprodukte boomt der Markt für Veggie-Artikel jedoch. Rügenwalder hat zuletzt sogar ein Fleisch-Produkt für eine Veggie-Variante eingestampft. Laut Matthias Riedl nutzen die Hersteller von Veggie-Produkten die Kaufbereitschaft von Veganern aus. Sie seien bereit, mehr Geld auszugeben. Dabei gleiche die Zusammensetzung von Veggie-Schnitzel, -Pattie und Co. einem „Chemie-Baukasten“.
Vegane Ernährung auch Fleischersatzprodukte? Ernährungsmediziner gibt Ratschlag
Was gibt es für Vegetarier oder Veganer für Alternativen? Der Ernährungsmediziner schlägt das Selbermachen einer pflanzlichen Bulette aus Zwiebeln, Bohnen, Pilzen und Haferflocken vor. Denn „da sind dann die ganzen Lebensmittel drin“, die in den fertigen Ersatzprodukten gänzlich fehlen würden.
Ist Fleischessen denn dann die gesündere Alternative? Dr. Riedl sagt, nicht unbedingt. Denn die gesundheitlichen Risiken, die aus dem Verzehr von hochverarbeiteten Fleischersatzprodukten hervorgehen, gelten genau so für ähnlich stark verarbeitete Fleisch-Produkte wie herkömmliche Wurst. Der generelle Konsum von hochverarbeiteten Produkten birgt somit grundsätzlich ein erhöhtes Krankheitsrisiko, wie Studien offenlegen.
Fleischersatzprodukte jetzt für immer vermeiden? – ein Fazit
Wer im Supermarkt eher zum Fleisch greift, sollte sich dem Mediziner zufolge an die Empfehlung von 40 Gramm pro Tag halten. Verbraucher sollten sich zudem selbst über die künstlichen Zusatzstoffe in Lebensmitteln informieren. Die Verbraucherzentrale gibt die Faustregel vor: „Je kürzer die Zutatenliste, desto besser.“ Alternativ bereitet man die veganen Burger einfach selbst zu.
Wer sich intensiver über die Meinung von Dr. Matthias Riedl informieren will, findet in seinem Buch „Unser Essen - Killer und Heiler: Wie wir etwas gegen die Katastrophe auf unseren Tellern tun können“ weitere Einblicke.
